Haben Sie scharfe Äxte?

Kennen Sie die Geschichte von dem Mann, der im Wald auf zwei verschiedene Waldarbeitergruppen trifft? Bei der ersten angelangt, fragt er interessiert nach, wie viele Bäume denn die Waldarbeiter an einem Tag fällen können. Er erhält eine Antwort und zieht weiter. Bei der nächsten Gruppe fragt er wieder und diesmal fällt die Antwort doppelt so hoch aus, wie bei der ersten Gruppe. Auf seinem Rückweg kommt er wieder bei der ersten Gruppe vorbei und fragt nach, wie das denn sein könne, dass die andere Gruppe doppelt so viele Bäume fällt. „Ach die, die dürfen Sie nicht mit uns vergleichen, die haben scharfe Äxte!“ lautet die Antwort.

Was aber ist die Axt einer Führungskraft? Was hilft der Führungskraft, die Führung effektiver zu gestalten?

Oft kann man den Eindruck haben, die Führungskräfte müssten mehr wissen, als ihre Mitarbeiter – so zitiert die SZ in ihrer Rubrik Jobcoach die Frage von Dominik V: „Wie führe ich Mitarbeiter, die mir fachlich überlegen sind?„. Dann wären die scharfen Äxte das Fachwissen der Führungskraft – das kann es aber nicht sein. Und das zeigen auch die zahlreichen Kommentare auf Facebook zu diesem Artikel.

Prozessorientierung könnte eine Axt sein – doch was, wenn diese Prozesse nicht den Menschen angepasst sind, die sie durchlaufen sollen? Stellen Sie sich vor, sie legen hohen Wert auf Kreativität und Innovationskraft ihrer Mitarbeter. Viele Menschen, die in diesen Bereichen arbeiten, haben jedoch gerade wegen ihrer hohen Kreativität die Schwierigkeit, sehr strukturiert und ordnend an Prozesse heran zu gehen. Nun schreiben Sie diesen Menschen einen Prozess vor, bei dem alles dokumentiert, in die richtigen Felder eingetragen werden muss, damit alles genauestens gesteuert werden kann. Der Prozess ist definiert – aber der Mensch steht außen vor.

Besprechungen einberaumen: Auch eine Möglichkeit – doch die Frage ist, wie läuft es in der Besprechung? Wenn Sie einfach nur informieren oder Informationen austauschen, wird die Besprechung rasch langweilig und überflüssig. Der Schlüssel der Besprechung liegt in ihrer Qualität – da kommen wir der Axt schon näher.

Meines Erachtens nach ist die beste Axt, die Sie als Führungskraft haben, die Kunst, die richtigen Fragen zu stellen. Und das können Sie ganz leicht nachvollziehen:

Sie lesen diesen Artikel vielleicht, weil Sie sich etwas erhoffen, eine Lösung für ein Problem, welches mehr oder weniger drängend ist. Sie haben also eine Frage, die noch ungeklärt ist. Diese Frage führt Sie zu diesem Artikel. Dabei muss ich Sie jetzt leider enttäuschen: Denn ich kann ihre Frage mit diesem Artikel gar nicht so beantworten, dass Sie Ihnen gerecht wird. Dazu muss ich erst ihre Frage konkretisieren. Das machen Sie aber nun selbst:

Überlegen Sie sich genau, welche Frage Sie mit diesem Artikel beantwortet haben wollten und schreiben Sie sich diese Frage auf.

Dann tasten Sie gedanklich ab, welche Vergangenheit ihre Frage hat: Welche Fakten und welche persönlichen Überzeugungen haben zu dieser Frage geführt. Notieren Sie sich diese in Stichpunkten.

Jetzt Formulieren Sie möglichst präzise, welches ganz Ziel Sie mit der Beantwortung dieser Frage erreichen wollen: Was soll sich wie verändern im Verhältnis zu vorher?

Wenn Sie das notiert haben, schauen Sie ihre Frage erneut an und überlegen sich genau, ob sie diese Frage konkretisieren können, präziser machen können und so entwickeln können, dass ihnen die ersten Lösungsschritte selbst einfallen.

Wenn Sie lernen wollen, die richtigen Fragen zu stellen, empfehle ich Ihnen die jeweils halbtägigen Veranstaltungen zum Delegieren von Verantwortung und zum Führen von Mitarbeitergesprächen. Der Juli ist leider ausgebucht. Ab Herbst geht es wieder los.

Eines können Sie aber bereits jetzt erkennen: Es ist die Frage, die Sie als Mitarbeiter haben, die Sie motiviert, dies zu lesen und auszuprobieren. Genau so muss es ihnen als Führungskraft gelingen aus den Fragen der Mitarbeiter Motivation, Verantwortung und Innovation für Ihr Unternehmen zu generieren. Dazu müssen Sie so fragen, dass die Frage des Mitarbeiters entwickelt wird – und nicht in erster Linie ihre eigene.

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