Erste Gespräche im neuen Unternehmen – wie verhalte ich mich?
Ein Teilnehmer hat mir diese Frage in einem Workshop gestellt. Dazu hat er folgendes Bild aufgemalt:
In meinem neuen Unternehmen werde ich drei Mitarbeiterinnen führen. Diese stehen für die drei Bereiche PR, Vertrieb und Marketing.
Die PR-Mitarbeiterin kann von mir noch was lernen, von der Marketing-Mitarbeiterin kann ich etwas lernen. Die Vertriebsmitarbeiterin ist mir gegenüber neutral.
Alle Aufgaben-Bereiche laufen recht zufriedenstellend. Dennoch hat die Unternehmensführung entschieden, dass ich als Teamleiter diesen dreien vorgesetzt werde. Dies soll eine bessere Konsolidierung der Arbeit und meine Professionalität zusätzlich in die PR bringen.
Jetzt habe ich die Befürchtung, dass die PR-Mitarbeiterin sich gegen mich stellt, weil ich ihr etwas von ihren Aufgaben wegnehme. Wie kann ich meinen Einstieg gestalten?
In dieser Schilderung liegen viele Ansatzpunkte für konkrete Lösungsvorschläge. Wie man dazu kommt, ist Inhalt dieses kurzen Beitrages:
Die Führungskraft trifft im Vorfeld das Vor-Urteil, die PR-Mitarbeiterin sei ihm vom Know – How unterlegen. Dies mag fachlich stimmen, was bestimmte Themenbereiche und Methoden betrifft. Andererseits ist faktisch eindeutig, dass diese Mitarbeiterin eine deutlich längere Zugehörigkeit zum Unternehmen hat. Vor dem Hintergrund, dass in der Zielsetzung eine gute Zusammenarbeit erreicht werden will, und der Bereitschaft der Führungskraft von Mitarbeitern zu lernen, ergibt sich als Einstiegsfragestellung die Frage:
Was kann ich von Ihnen lernen?
Gegenüber der Marketing-Mitarbeiterin entsteht eine andere Zielsetzung: Die Führungskraft möchte von ihr lernen, geht jedoch davon aus, dass diese ihm gegenüber positiv eingestellt ist. Eine Gesprächseröffnung mit einer Aussage ist hier ein guter Einstieg:
Ich freue mich, von Ihnen zu Lernen!
Weitere Ideen des Teilnehmers entstanden dann. So wurde die Frage aufgeworfen: Soll ich zuerst ein Gruppengespräch und dann Einzelgespräche führen?
Daraufhin wurde noch mal untersucht, wie in der Regel der Einstieg der Mitarbeiter im Unternehmen geschieht. Und da hier eine Vorstellung der neuen Führungskraft vor den gesamten Mitarbeitern im Rahmen einer Einführungsveranstaltung abgehalten wird, ist damit bereits der erste Kontaktpunkt gesetzt.
Die Strategie erst ein Einzelgespräch- und dann ein Gruppengespräch zu führen, hat verschiedene Konsequenzen:
Im Einzelgespräch kann persönlicher auf den Mitarbeiter eingegangen werden. Dann zeigt sich im Gruppengespräch, ob die Offenheit oder Geschlossenheit, die im Einzelgespräch erlangt werden konnte, in der Gruppe aufrechterhalten bleibt. Gleichzeitig kann das Einzelgespräch zu Beginn als Bedrohung wirken. Welche Wirkung erzeugt wird, liegt an den persönlichen Kommunikationsfähigkeiten und den intrinsischen Motivationen beider Gesprächspartner. Erkennt die Führungkraft, dass sie im Einzelgespräch als Bedrohung wirkt? Wohin muss sie die Aufmerksamkeit lenken?
Die Eröffnung des Gruppengesprächs mit einer Fragestellung im Sinne „Welche Erwartungen haben Sie an mich?“ wurde von einem anderen Teilnehmer wie folgt kommentiert: „Aber dann mache ich mich ja als Führungskraft ganz schön klein!“
Immer wieder dreht es sich darum, worauf ich die Aufmerksamkeit des Gegenübers lenke – unterstütz durch adäquate Wortwahl, Gestik, Raumgestaltung, Illustration an Flipchart, Papier etc.
Gelingt es mir, die Aufmerksamkeit darauf zu lenken, dass ich Interessiert bin an den Erwartungen, jedoch selbst entscheide, welche Erwartungen ich erfüllen will – und welche auch nicht, so ist diese Frage durchaus berechtigt.
Das, was hier sich jetzt in aller Komplexität entfaltet bedarf einer sehr aufmerksamen und interessierten Zuwendung in der Anfangs-Situation. Von der „Gegenwärtigkeit“ diese Moments entwickeln sich die Konsequenzen, ob der Einstieg gelingt, oder nicht. Mit diesen ersten Anfängen gestalten Sie die Qualität der Zusammenarbeit maßgeblich.
Wenn auch Sie eine Frage zu ihrer Führung haben und zum Umgang mit Mitarbeitern, wenden Sie sich gerne vertrauensvoll an mich.